Die zahlreichen Freundinnen und Freunde der beliebten Kartoffel Linda können sich freuen. Großbritannien hat nach zweijähriger Prüfung dem Antrag auf Neuzulassung von Linda als Pflanzkartoffel zugestimmt und Linda in die nationale Liste für Pflanzkartoffeln aufgenommen.
„Damit ist die Tür für Linda auch in Deutschland wieder offen“, so Karsten Ellenberg, Biolandbauer, Kartoffelerhaltungszüchter und Kämpfer für die Kultkartoffel aus Barum (Kreis Uelzen, Niedersachsen). Der Züchtungskonzern Europlant hatte 2004 die Zulassung von Linda vorzeitig zurückgezogen, um die Kartoffel nach über 30 erfolgreichen Jahren vom Markt verschwinden zu lassen und neueren Sorten einen günstigeren Marktvorteil zu beschaffen.
Ein Sturm der Entrüstung von Linda-Genießern und großes bundesweites Medieninteresse war die Folge. Karsten Ellenberg gründete mit Hilfe von Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft den „Linda –Freundeskreis“, der seitdem politisch und rechtlich für den Erhalt von Linda kämpft. Kartoffelbauern und Verbraucher sowie u. a. Slow Food, Bioland, Ökoring Niedersachsen, die IG Nachbau und die AbL unterstützen den Freundeskreis. Ellenberg nutzte seine guten Kontakte nach Großbritannien, stellte dort den Antrag auf Neuzulassung und ließ, im für Kartoffeln klimatisch günstigen Schottland, Linda vermehren und strengen Qualitätskontrollen unterziehen. „Es lohnt sich in dieser Auseinandersetzung einen langen Atem zu haben. Nicht irgendwelche Züchter sollen entscheiden, was auf den Äckern gepflanzt wird und auf den Tellern der Verbraucher kommt. Bauern sollen das anbauen können, was die Kunden nachfragen und die wollen auch weiter gerne Linda essen“, so Georg Janßen. Die Zulassung hat womöglich auch positive Wirkung auf andere wertvolle Kulturpflanzensorten, die es zu erhalten gilt.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Entscheidung jetzt in Deutschland? Für Rechtsanwalt Dr. Matthias Miersch, SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag und Anwalt für die Linda-Freunde im Rechtsstreit gegen den Züchtungskonzern Europlant, steht fest: „Mit der Entscheidung in Großbritannien kann Linda auch in Deutschland wieder als Pflanzgut gehandelt, vermehrt und geerntet werden. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, dass Linda als Speisekartoffel in den nächsten Jahren wieder in größeren Mengen angeboten werden kann. Die Allgemeinheit bekommt auch nach Ablauf der Sortenschutzzeit (bei Kartoffeln 30 Jahre) Zugang zu nachgefragten Sorten.“
Ellenberg weist darauf hin, dass der Streit um Linda verloren gegangenes Wissen bei vielen Verbrauchern über verschiedene Sorteneigenschaften der Kartoffelsorten wieder in Erinnerung gerufen hat und insgesamt der Kartoffelwirtschaft geholfen habe. „Es wird seitdem viel über gute Kartoffeln berichtet. Dass das Vereinigte Königreich der Königin der Kartoffeln wieder zum Leben verhilft, gibt der Auseinandersetzung eine besondere (Geschmacks-)Note“, so der leidenschaftliche Kartoffelbauer und Züchter.
Mehr Informationen im Internet unter: kartoffelvielfalt.de